„Europa ist jetzt in der Pubertät.“

„Weil man seine Kinder auch nicht einfach im Stich lässt, wenn sie in die Pubertät kommen und schwierig werden. Wahrscheinlich fragt Ihr Euch jetzt, was das mit Europa zu tun hat. Nun ja, lasst mich Euch die Geschichte von dem Kind namens Europa erzählen:
 
Die Europäische Union war, als sie mit der EGKS und den Römischen Verträgen nach einer Epoche, die von Hass und Krieg geprägt war „auf die Welt kam“, ein Wunder, gar die Realisation einer Utopie. Als das Kind Europa mit den Schengener Verträgen und dem Vertrag von Maastricht die ersten Schritte machte, feierten alle den Erfolg. Auch bei der Osterweiterung 2004 beim ersten großen Wachstumsschub hielt die Begeisterung an. Als dem herangewachsenen Kind dann aber mit einer Europäischen Verfassung die passenden neuen Kleider verschafft werden sollten, stellten sich bereits die ersten quer. Mit dem immer größer werdenden Zuwachs an Stimmen für rechtsradikale und nationalistische Parteien sprießten Europa dann auch die ersten Pickel und mit der Euro- und Flüchtlingskrise kam die Konfrontation mit schwierigen und weitreichenden identitären Fragen. Kurzum: Europa ist jetzt in der Pubertät. Gerade dann sollten Eltern – also wir alle – das Kind Europa aber nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Gerade in dieser prägenden Phase müssen Weichen gestellt und Grenzen gesetzt werden. Lasst uns für Europa laut werden und anfangen, Einfluss zu nehmen! Wir müssen bildlich gesprochen jetzt dafür sorgen, dass unser Kind weder im Drogensumpf verschwindet, noch einen irreparablen Alkoholabsturz erleidet, also, dass weder Nationalisten noch Rechtsradikale uns unser Europa zerstören. Schließlich geht es dabei nicht nur abstrakt um die Europäische Idee. Es geht um (einen Teil) unsere Identität und ganz konkret um unser Leben.
 
Denn – und zugegebenermaßen ist das für viele von uns so selbstverständlich, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen und wertschätzen – ist die Europäische Union die Basis, die Grundvoraussetzung dafür, dass wir unser Leben so leben können, wie es der Großteil von uns tut: Nicht nur ermöglicht sie uns ein Leben in Frieden sowie das Leben, Studieren, Arbeiten und Urlaub machen in europäischen Ausland. Auch bietet sie uns die Perspektive, dass auch unsere Kinder und Kindeskinder ähnliche Umstände – sowohl im Hinblick auf unser Umweltsystem als auch auf die politischen Gegebenheiten – vorfinden werden und gibt unserer Stimme und unseren Interessen, die alleine kaum hörbar werden, in der Welt ein mächtiges Gewicht.
Zuletzt müssen wir uns eine Frage stellen: Wie sähe unser Leben aus, ohne unsere Freunde aus den anderen Mitgliedstaaten? Wie viele von uns würden nicht existieren, weil sie ERASMUS-Babys sind? Wer, wenn nicht der EuGH sorgt für effektiven Rechtsschutz und stellt sicher, dass wir, wenn eine Sache innerhalb eines halben Jahrs nach Kauf kaputt geht, unproblematisch Ersatz erhalten? Wie trist wäre unser Speiseplan ohne polnische Pirogis, schwedische Zimtschnecken oder italienische Pasta? Europa findet sich in all seiner Vielfalt in fast jedem einzelnen Aspekt unseres Lebens wieder und ist damit nicht mehr wegzudenken. Damit die Le Pens, Petrys, Farages, Wilders und Hofers dieses Europa aber nicht kaputt machen und wegnehmen, müssen wir aufhören nur stillschweigend die Vorteile zu genießen und Europa jetzt unsere Stimme leihen!“
 
Miriam Schuler, 20, aus Berlin
 
***
Wir teilen täglich persönliche Beiträge von jungen Menschen, die erzählen, warum sie sich gerade jetzt für Europa stark machen. Wenn auch du dabei sein willst, schreib uns auf http://theeuropeanmoment.eu/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*