„Ich bin mit einem europäischen Bewusstsein aufgewachsen. Grenzen, Krieg, das waren immer Dinge der Vergangenheit. In Zukunft werden wir nur noch enger zusammenwachsen, davon bin ich wie selbstverständlich ausgegangen. Meine Freundinnen und Freunde dachten genauso. Wenn ich verreiste und andere junge Menschen traf, begegneten wir uns nie als Fremde. Europa verband uns ja. In Barcelona mit Leuten aus Russland und Österreich am Strand liegen, in Reykjavik mit Spaniern und Italienern die Nacht durchfeiern – total normal.
Mir war zwar bewusst, dass nicht alle das Glück haben, solche Erfahrungen machen zu dürfen. Aber eine solche Europafeindlichkeit, wie wir sie jetzt erleben, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich verstehe es nicht: Wie können die Menschen so schnell vergessen, was für schreckliche Dinge der Nationalismus gerade bei uns in Europa bereits angerichtet hat? Zwei Weltkriege müssen doch genügen, damit wir es endlich für immer checken! Natürlich will gerade niemand einen Krieg anfangen, aber je mehr wir uns voneinander entfernen, desto größer wird die Gefahr, dass es wieder passieren kann.
Ich will das nicht akzeptieren! Europa ist für mich ein stärkerer Identifikationsort als Deutschland. Die Freiheit, die wir hier zusammen leben, dürfen wir nicht der Angst und Ideen von Vorgestern opfern. Ja, Europa und die EU haben schwierige Herausforderungen zu meistern. Aber das ist eine Aufgabe, kein K.O.-Kriterium. Ich weiß, dass gerade wir jungen Menschen in der Mehrheit Europa lieben und leben. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir bereit sind, für unser gemeinsames Zuhause und unsere Ideale einzustehen. Es ist ein notwendiger Zeitpunkt, das bisher Erreichte zu verteidigen. Und es ist ein guter Zeitpunkt, um das Europa einzufordern, das wir wollen. Wir müssen nur anfangen.“
Mona, 27, aus Erfurt